Volles Haus bei der Premiere von "Alles nicht wahr" - Ein Georg-Kreisler-Liederabend

10.10.2020

Nikolaus Habjan und die Osttiroler Musicbanda Franui zu Gast bei den Salzburger Kulturtagen (10.10.)

Eingeleitet durch den „Everblack“ „Frühlingslied (Tauben vergiften)“ begeisterte das neue Programm der Osttiroler Musicbanda Franui und des über die Grenzen hinaus bekannten Regisseurs, Puppenspieler- und -bauer Nikolaus Habjan das Publikum vom ersten Moment an. Gebannt durch die spannende Klangbatterie und zum Teil instrumental fast schräg durchbrochenen Teile der Musikstücke der Musicbanda Franui und die unglaubliche Fertigkeit Nikolaus Habjans der Puppe Lady Bug Leben einzuhauchen, wurde aus der Fiktion Realität.           
Die Bearbeitungen der Georg-Kreisler-Lieder durch den Kontrabassisten und Akkordeonisten Markus Kraler und den Leiter und Trompeter Andreas Schett hauchte den Georg Kreisler Liedern neue moderne Klänge ein, die für sich selber stehen konnten und die Emotionen der Liedtexte musikalisch unterstützten. Die Eigenkompositionen und zum Teil an die Komponisten Gustav Mahler und Peter Iljitsch Tschaikowsky angelehnten Musikstücke „Neuschluderbacher Tanz“, „Die kranke Puppe“ und das „Begräbnis der Puppe“ gepaart mit einigen Texten des Wortakrobaten Georg Kreislers bildeten dabei die Verbindungsstücke des roten programmatischen Fadens des Liederabends.
Die gealterte Diva Lady Bug (gespielt von Nikolaus Habjan) führte mit viel Attitüde, Gesellschaftskritik und Emotionen gesanglich, textlich und szenisch durch den Abend, wobei auch eher unbekanntere Texte Georg Kreislers präsentiert wurden. Eröffnet mit den Worten: „Haben Sie schon einmal für eine Kulturförderung angesucht? Da fühlt man sich immer ganz schmutzig.“ holte sie sich bei dem beamtenkritischen Text „Geflügelzucht“ aus „Der Vielvölkerstaat“ Verstärkung und fand in dem kleinen weißgesichtigem Beamten mit großer schwarzer Nickelbrille Verstärkung. Passend dazu schloss gleich darauf „Der Staatsbeamte“ von 1979 an, bei dem das Publikum begeistert mitging.
Lady Bug bewies bis zum Ende hin, dass „Alles nicht wahr“, neben der Referenz zu Georg Kreisler auch der rote Faden der szenischen Auslegung des Liederabends darstellte. Die zur Realität gewordene Fiktion wurde zum Ende hin würdevoll mit „Du hast ja noch Dein Grab“ und dem abschließenden fulminanten Hackbrettsolo von Bettina Rainer zu Grabe getragen.

 

Nikolaus Habjan – Puppenspiel & Gesang
Lady Bug

FRANUI sind:
Johannes Eder – Klarinette, Bassklarinette
Andreas Fuetsch – Tuba
Romed Hopfgartner – Altsaxophon, Klarinette
Markus Kraler – Kontrabass, Akkordeon
Angelika Rainer – Harfe, Zither, Stimme
Bettina Rainer – Hackbrett, Stimme
Markus Rainer – Trompete, Stimme
Andreas Schett – Trompete, Stimme, Moderation, Leitung
Martin Senfter – Ventilposaune, Stimme
Nikolai Tunkowitsch – Violine 

Musikalische Bearbeitung aller Stücke: Markus Kraler/ Andreas Schett

 

Liedauswahl:
Frühlingslied (Tauben vergiften)
Biddla Buh
Lied für Kärntner Männerchor
Das Triangel
Der Staatsbeamte
Der Witz
Die Wanderniere
Als der Zirkus in Flammen stand
Wien ohne Wiener
Neuschluderbacher Tanz (Musik: Markus Kraler/ Andreas Schett nach Gustav Mahler "Verlorenee Müh" und "Selbstgefühl" aus "Des Knaben Wunderhorn" und "Abschied", Nr.6 aus "Das Lied von der Erde")
Das Mädchen mit den drei blauen Augen (nach: Georg Kreisler "Das Mädchen mit den drei blauen Augen" (1955) und Gustav Mahler "Lieder eines fahrenden Gesellen"
Alles nicht wahr
Wohin?
Die kranke Puppe (Musik: Markus Karler/ Andreas Schett, nach Peter Iljitsch Tschaikowsky)
Kinderalbum op. 39/Nr.6 (Text: "Marienkäfer", aus: "Bericht zur Lage der Nation")
Ich kann tanzen
Meine Freiheit, deine Freiheit
Der Mensch muss weg
Begräbnis einer Puppe (Musik: Markus Kraler/ Andreas Schett, nach Peter Iljitsch Tschaikowsky)
Kinderalbum op 39/ Nr. 7 (Text: "Es kann so gut tun, über Nacht zu sterben")
Du hast ja noch dein Grab

Zugabe:
Der Tod muss ein Wiener sein

Fotos